Lebensräume für Insekten und Vögel
Die Buntbrachen sind mehrjährige Streifen oder Flächen im Ackerbau, auf denen eine Mischung von einheimischen Wildkräutern eingesät wurde. Ziel der Buntbrachen ist die Erhöhung der Biodiversität und die Nützlingsförderung. Sie sind fast unberührte und ungestörte Nischen in der Kulturlandschaft. Zahlreiche Tiere finden in ihr Nahrung, Unterschlupf und Brut- und Nistgelegenheit. Buntbrachen vernetzen als artenreiche und strukturreiche Korridore die Landschaft. Oftmals keimen in Brachenfeldern seltene, längst vergessene Arten wie Kornrade, Kornblume, Wegwarte.
Man findet in ihnen auch Margriten, Wiesensalbei, Glockenblumen, Wilde Möhre, Malve und vieles mehr. Weil Brachefnlächen nicht gedüngt und auch keine Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden, schonen sie den Boden und der ganzjährige Bewuchs schützt den Boden vor Erosion.
Buntbrachen sind eine sehr wertvolle Aufwertung der Agrarflächen.
Seit dem Jahr 2023 finden sich zwei solche wertvolle Flächen auf dem Bruderholz. Sie entstanden anlässlich des 100 Jahr Jubiläums von BirdLife Schweiz und in enger Zusammenarbeit mit dem Landwirt Urs Zimmermann vom Neuhof in Oberwil. Dank seiner Bereitschaft, diese Flächen für die Natur als Buntbrache zur Verfügung zu stellen, kann sich nun während mehrerer Jahre ein vielfältiger Lebensraum entwickeln, in den der Mensch kaum eingreifen wird.
Der Landwirt bereitete den Boden vor und säte eine einheimische Wildkräutermischung ein. In die Brachfläche haben 14 Freiwillige unseres Vereins zwei grosse Asthaufen und zehn Strauchgruppen aus Wildrosen, Holunder, Kreuz-, Schwarz- und Weissdorn und Schneeball gepflanzt.
Die Sträucher werden bald diversen Vogelarten Nahrung und ein sicheres Versteck bieten. So hoffen wir, dass sich Goldammer und Schwarzkehlchen bald einfinden werden. Vielleicht sogar ein Neuntöter oder eine Dorngrasmücke.
Am Kreuzdorn kann der Zitronenfalter seine Eier ablegen und auch der Schwalbenschwanz wird genügend Futterpflanzen finden. Ebenso bietet die Brache von Frühjahr bis Herbst ein stetiges Nahrungsangebot für blütenbesuchende Insekten. Dadurch wird auch die Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen gefördert. Die Flächen dienen auch vielen Insekten und Kleintieren als Überwinterungsquartier.
Im Herbst und Winter bieten die Samenstände ein grosses Futterangebot für viele Vogelarten, die bei uns überwintern oder auf dem Durchzug in den wärmeren Süden hier Rast machen.
Eine Buntbrache entwickelt sich langsam. Sie verändert ihr Aussehen im Laufe der Jahre. Im ersten Jahr sind Ackerbegleitpflanzen wie Kornblume und Kornrade anzutreffen. Ab dem zweiten Jahr etablieren sich z.B. Färberhundskamille und Königskerzen, sowie Margerite und Flockenblume. In älteren Brachen prägen ausdauernde Arten wie Rainfarn, Johanniskraut und Karden den Pflanzenbestand.
Je nach Standort kann es vorkommen, dass spontan wachsendes Unkraut aufkommt und die Saat konkurrenziert. Damit Mohn, Kornblumen, Kornraden etc. nicht in den Problemunkräutern untergehen, müssen ein bis zwei Mal pro Jahr Blacken und Ackerkratzdisteln entfernt werden. Ein besonderes Augenmerk ist auch auf invasive Neophyten wie das Berufskraut zu richten. Nach 2-3 Jahren wachsen vermehrt Gehölze auf, wie der Hartriegel, die die Artenvielfalt reduzieren. Immer wieder sind also Eingriffe nötig, um die Buntbrache in ihrer Vielfalt zu erhalten. Dabei können wir auf die wertvolle Unterstützung unserer Mitglieder zählen. Nach 6 bis 8 Jahren wird eine Buntbrache aufgehoben und wieder Teil der Fruchtfolge (Getreide, Mais, Kunstwiese). Wünschenswert wäre es, wenn 1-2 Jahre zuvor in der Nähe eine neue Brachfläche als Ersatz angesät werden könnte, um den Mehrwert für die Natur zu erhalten.
Buntbrachen sind wertvolle Flächen für Pflanzen und Tiere. Die blühende Fläche verschönert das Landschaftsbild und erfreut aufmerksame Spaziergänger. Ansprechende Infotafeln weisen auf den Wert der Buntbrachen hin und erklären den "Wildwuchs" auf dem Feld.
Verein für Natur- und Vogelschutz Reinach
Herrenweg 32
CH-4153 Reinach, Basel-Landschaft
+41 61 712 55 06